SLEEP – WALK
 
Die Fotoserie Sleep–Walk zeigt Personen im Schlafanzug, die sich im chinesischen Straßenalltag von Nanjing, Hangzhou und Shanghai bewegen. Die Arbeit dokumentiert Stadt in der Unmittelbarkeit des Augenblicks der Begegnung. Die Serie ist im Rahmen eines 4-monatigen Aufenthaltes in Nanjing/China entstanden.

Wenn das Gehen zur kritischen Praxis wird (Abstract)
Text: Elke Krasny

In einer intensiven direkten körperlichen und zugleich analytisch reflexionsprodu­zierenden Auseinandersetzung greift Christof Schlegel die Fragen städtischer Reprä­sentations­logiken und zunehmend marktgestylt forcierter urbaner Imagepolitik auf. Galt früher „critical“ und „creative“ als unversöhnbares Gegensatzpaar, vor allem in den Dimensionen von critical writing und creative writing, so möchte ich hier das „critical“ und das „creative“ mit dem „walking“ zusammenfügen.

Das Potenzial des kritischen wie kreativen Gehens rückt das Augenmerk auf die präsentische und die repräsentative Qualität dieses aus dem Alltag stammenden, künstlerischen transformierten Aktes in der Stadt. Gehende sind füreinander da. Sie erzeugen in einem gemeinsamen Raum, den sie herstellen, ein Hier und ein Jetzt, das in der Dokumentation des Aktes seine analytisch schärfende Fortsetzung findet.

Das Angeschautwerden macht die Gehenden zu Ak­teu­rInnen ihrer Stadtperformance, die die Stadt in den Augen der anderen durch die eingekleidete Intervention fremd werden lässt. Das Moment der Fremde spielt im kulturellen Transfer, im Aufeinander­treffen von westlichem künst­­lerischem Intervenieren und Arbeiten und hybrid über­­flutendem, ikonographisch überbordenden asiati­schem Stadtraum eine wesentliche Rolle.
 
Gehen in anderem Gewand durchbricht die Konventionen und Spielregeln der Oberfläche, es setzt diese nicht außer Kraft, sondern lässt sie deutlich werden. Wie fügt man sich hinzu, ohne sich einzufügen, wie bleibt man auffällig. Das Moment von „Otherness“ begegnet sich in den sich kreuzenden Blicken der Gehenden, des Kunstgehens wie des Alltagsgehens.

Fragen von urbanem Raum und seinen Repräsentationslogiken und Imagepolitiken, Fragen von Fremdheit und Identität, von Hybridität und Kommunikation sind die reflektierenden Leitfäden für die annähernde Auseinandersetzung mit den Arbeit von Christof Schlegel, zum Teil in Kooperation mit Almut Rink, in urbanen Megalopolen Chinas.

Projekt
Ein Fotoprojekt im Stadtraum von
Nanjing, Hangzhou und Shanghai
Christof Schlegel 
Zeitraum
2003 – 2004


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